MontagsMutMacher | 24.01.2022
Liebe CVJM-Community!
Eine herausfordernde Lernaufgabe in meinem Leben ist es, Zuhören zu üben. Vertieftes Zuhören stellt sich für mich als lebenslange Übung heraus. Im Gegensatz zu dem alltäglichen, oft nebenbei geschehenden Zuhören, sehne ich mich nach einem tiefen lebensverändernden Zuhören.
Der Wirtschaftswissenschaftler Otto Scharmer beschreibt dieses Zuhören in 4 Schritten. Es beginnt in der Stille bzw. im Innehalten und durch Lenken der Aufmerksamkeit in die Gegenwart. Der zweite Schritt bedeutet wahrzunehmen was gesagt wird, statt zu hören, was man hören will bzw. was man selbst denkt. Statt in den eigenen Denkmustern zu verharren, gilt es Neues, den eigenen Dogmen Widersprechendes, zu suchen.
Dabei hilft drittens die empathische Öffnung für das Gehörte bzw. den Sprechenden. Diese Öffnung des Herzens ermöglicht nicht nur die andere Sichtweise zu hören, sondern sich in deren Weltsicht hineinzubegeben. Dadurch können die Hintergründe, Erfahrungen und die damit verbundenen Wünsche, Bedürfnisse und Empfindungen erfahren werden. Es kann nachgespürt werden, wie sich die Welt aus dieser Perspektive anfühlt, ohne diese Perspektive für sich selbst zu übernehmen.
Vielleicht geschieht dann im vierten Schritt doch eine Veränderung: Indem ich vom Anderen her meinen eigenen Standpunkt erkenne, kann er in Bewegung bekommen. Vorannahmen und Denkweisen können angefragt und verändert werden. Lebendigkeit und Entwicklung entsteht.
Dieses Zuhören lässt sich sowohl im hörenden Gebet erfahren, als auch im Dialog mit Menschen (gibt es da einen Unterschied?). Eine beglückende Erfahrung ist es, wenn mir auf diese aufmerksame Weise zugehört wird.
Euer Otmar Iser
Challenge: Wann bist du mal aus einem Gespräch ganz anders herausgekommen, als du hinein gegangen bist? Wem kannst du diese Woche das Geschenk tiefen Zuhörens machen?
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